Auf dem Boden bleiben
Kommt die Ära der Reise-Scham?
Die im Zeitungsartikel angesprochene Flugscham konnte das Anwachsen des Luftverkehrs in den letzten Jahren nicht bremsen. Im Gegenteil ist die Anzahl der Flugpassagiere in Deutschland stark gestiegen von 190 Millionen im Jahr 2010 auf 235 Millionen im Jahr 2017 (Zuwachsrate allein 2017: 5,1%). Der Flughafenverband ADV rechnet mit 300 Millionen im Jahr 2030 und in Frankfurt wird ein neues Terminal gebaut.
Viele haben zwar ein schlechtes Gewissen, wenn sie ins Flugzeug steigen, denn sie verhalten sich möglicherweise sonst sehr umweltbewusst und ahnen, dass die Flugreise alle anderen Bemühungen weit in den Schatten stellt. Manche beruhigen sich: "So schlimm wird es schon nicht sein." Es ist aber noch viel schlimmer. Kein Konsum kann so nachhaltig sein, dass damit eine Flug- oder Seereise auszugleichen wäre, denn die Klimabelastung ist extrem hoch. Wir dürften 2,5 t CO2 pro Jahr in die Atmosphäre abgeben, eine Fernreise verursacht aber zwischen 4 und 15 t.
"Ich bleibe auf dem Boden!", bekunden prominente Sportler und Politiker in Schweden. Aus Sorge um die Kinder und Enkel verzichten sie freiwillig auf Flüge. Es wäre für unser Überleben wichtig, wenn viele ihrem Beispiel folgen würden. Jeder einzelne kann sofort etwas tun, aber auch politisch muss sich viel bewegen. Kerosin muss endlich besteuert und die geringe Luftverkehrssteuer deutlich angehoben werden. Solange auf Kosten der Umwelt günstig geflogen werden kann, wird sich wenig ändern.
FDG