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Ein Blick in die Zeitung zeigt das Verkehrs-Dilemma

Zu den Themen Auto-Industrie, Umwelt-Bundesamt, Treibhausgas-Ausstoß und Verkehrskonzept AB, 8. Januar
Allein der Blick in die Zeitung eines Tages zeigt unser Verkehrs-Dilemma: Minister Scheuer fordert von der Auto-Industrie mehr Tempo beim Wandel – und hätte es doch selbst in der Hand, diesen zu fördern oder unmittelbar einzuleiten. Wie wäre es denn mit einem Tempo-Limit oder einer effektiven Besteuerung PS-starker oder schwerer Autos?
Allein mit synthetischen Kraftstoffen oder E-Autos schaffen wir kein zukunftsfähiges Verkehrssystem, wenn wir ansonsten unsere Gewohnheiten beibehalten. Denn auch die Ökostrom-Erzeugung stagniert und damit die Treibhausgas-Verminderung. Soll wirklich mal etwas am System Pkw-Verkehr geändert werden, kommt gleich ein allgemeiner Aufschrei wegen Bevormundung der Bürger.
Vielleicht findet ja der neue Chef des Umwelt-Bundesamtes mit Rückenwind der Fridays-for-Future-Jugend etwas mehr Gehör? Aber auch da bin ich angesichts der geballten Industrielobby-Macht skeptisch – schließlich geht es um viel Geld und somit satte Gewinne.
Folgende Beispiele: Die Statistik allein der Stadt Aschaffenburg umfasst 700 Straßen mit circa 300 Kilometern. Täglich je über 30 000 Fahrzeuge auf Hanauer und Darmstädter Straße. Angemeldet in Aschaffenburg sind 44 700 Pkw, 3 400 Motorräder, 89 Busse und 3 500 Lkw.
Der Durchschnittspreis (!) 2019 für Pkw-Neuwagen in Deutschland ist 34 870 Euro. 44 700 Pkw entsprechen daher einem Investitions- Volumen von gut 1,5 Milliarden allein in Aschaffenburg.
Natürlich wird viel dieser Summe nur deshalb ausgegeben, weil der eigene Pkw als »erweitertes Wohnzimmer« angesehen wird und einen erheblichen Prestige- Faktor darstellt (beispielsweise SUV,  PS-starke Pkw). Wenn es aber nur gelänge, die Hälfte dieses Betrages für öffentliche Investitionen zu gewinnen (zum Beispiel durch Abgaben, Nutzer-Entgelte, öffentliche – verzinste – Anleihen), stünden rund 800 Millionen Euro für eine umweltfreundliche Umgestaltung des ÖPNV zur Verfügung. Was ließe sich damit alles erreichen? Eindrücke von Alternativen gibt es im Internet viele, zum Beispiel die »Ottobahn« (Beispiel links im Bild). Und wie sähe Aschaffenburg aus, wenn 20 000 Pkw weniger das Allgemeingut Fläche verbrauchen würden? Bei circa zehn Quadratmetern pro Pkw entspricht das 20 Hektar – also am Stück ein Riesen-Parkplatz von 100 Metern Breite und zwei Kilometern Länge.
Rudolf Lang, Aschaffenburg