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Pressemitteilung

Vom grünen Ablasshandel zur Postwachstumsidee

Kein Konsum kann so nachhaltig sein, dass sich damit ein ruinöses Fliegen ausgleichen ließe.

Am Freitag, den 7. Februar 2020 sprach der renommierte Umweltökonom Prof. Dr. Nico Paech im Martinushaus über die Notwendigkeit eines konsequenten Klimaschutzes. Er gab zu bedenken: "Wer Ökostrom bezieht, möglichst auf Plastik verzichtet, Bio-Lebensmittel kauft und Photovoltaik aufs Dach montiert, tut etwas ökologisch Sinnvolles und fühlt sich gut dabei. Er wird seinen ökologischen Fußabdruck aber nur wenig reduzieren, wenn er anschließend Flugreisen und/oder Kreuzfahrten unternimmt. Kein Konsum kann so nachhaltig sein, dass sich damit ein ruinöses Fliegen ausgleichen ließe."  Die kleinen, ökologisch sinnvollen Handlungen verglich Nico Paech mit dem mittelalterlichen Ablasshandel: symbolische, ethisch "korrekte" Handlungen sollen das schlechte Gewissen entlasten. Dabei sei es wichtig, dass andere das korrekte Umwelthandeln sehen, auch wenn letztlich die Effekte für die Abwendung einer Klimakatastrophe marginal sind.

Eigentlich dürften wir pro Person und Jahr nur 2,5 t Kohlendioxid erzeugen. In Deutschland liegen wir aktuell durchschnittlich bei 12 t. "Paradoxerweise ist der Wert noch höher bei vielen, die ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein besitzen und mit ihrem sonstigen Tun viele ökologisch korrekte Signale aussenden." Das Dilemma sei, dass mit der zunehmenden Bildung nicht nur das Umweltbewusstsein steige, sondern auch das Einkommen und der Wunsch nach globaler Mobilität. Es sei eine "Greenwashing Industrie" entstanden. Eine "Nachhaltigkeitsschickeria" verkörpere die extreme Kluft zwischen theoretischer und tatsächlicher Nachhaltigkeit.

Vor gut 150 Besuchern erklärte Paech, dass konsequenter Klimaschutz oberste Priorität besitze, denn es ginge um nichts weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Der ruinöse Zwang zu ständigem Wirtschaftswachstum, der vielen (auch grünen) Wirtschaftsmodellen zugrunde liege, werde in der Postwachstumsökonomie aufgehoben. Seiner Auffassung nach seien 20 Stunden Erwerbstätigkeit völlig ausreichend, wenn die Menschen ihre gewonnene Freizeit dazu nutzten, Dinge und Dienstleistungen, die sie bisher käuflich erworben haben, selbst herzustellen bzw. zu erbringen. Wer selber koche, vielleicht ein wenig Obst und Gemüse anbaue, kleinere Reparaturen durchführe, die Erziehung von Kindern selbst in die Hand nehme, um nur einige Beispiele zu nennen, benötige deutlich weniger Geld als jemand, der für all dies bezahlen und daher 40 Stunden oder mehr arbeiten müsse.

Die Vorteile der von Paech projektierten Lebensform sind offensichtlich: Der Mensch wird wieder Herr seiner Zeit (Zeitsouveränität), das Leben an sich wird entschleunigt, soziale Kontakte gewinnen wieder an Bedeutung z. B. im Rahmen von ehrenamtlichen Tätigkeiten, klassischer Nachbarschaftshilfe u. v. m.

Prof. Paech plädierte für eine Lebensweise, die für einen Fußabdruck sorgt, der dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen dient und erteilte einem Weiter-so eine deutliche Absage.


Meinen ökologischen Fußabdruck ermitteln

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