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Günther Anders

Mit den Atombombenabwürfen in Hiroschima und Nagasaki begann das "apokalyptische Zeitalter", wie es Günther Anders nennt. Über13.000 Atomsprengköpfe sind mehr als genug, um das Leben auf der Erde mehrfach auszulöschen. Wir bleiben erstaunlich ruhig angesichts dieser Tatsache, diskutieren über die "nukleare Teilhabe" und schauen zu, wie Trump Rüstungskontrollverträge kündigt.

Weiterhin fliegen wir in den Urlaub (und freuen uns darüber, dass das nach dem Lock-Down wieder erlaubt ist), obwohl jedem klar sein müsste, dass keine noch so umweltfreundliche Tat den Schaden des Fliegens ausgleichen könnte. (*) Warum tun wir so, als sei die Klimakatastrophe nicht so relevant? Warum fällt es uns so schwer, uns den Schrecken zu vergegenwärtigen und nicht kurzfristige Ziele anzusteuern, sondern grundlegend umzusteuern?

In Bezug auf die Tötungsgewalt der Atombomen formulierte Anders: "Ermorden können wir Tausende, uns vorstellen vielleicht zehn Tote; beweinen oder bereuen aber höchstens einen."

Gegem unsere Apokalypse-Blindheit benötigen wir die Vorstellungskraft. Wir brauchen "moralische Streckübungen" und "Überdehnungen unserer gewohnten Fantasie- und Gefühlsleistungen", um uns vorzustellen, was wir in durch unseren arbeitsteiligen Prozess in der Lage sind anzurichten. (Wenn ein Kraftwerk die Umwelt schädigt, ist das ein Verbrechen, auch wenn die Verantwortung auf unzählige Menshen verteilt ist.) Das ist sehr anstrengend, denn die Verlockungen sind überaus groß. Wir haben keine Wahl, als es zu versuchen.

 

nach einem Artikel von Konrad Lehmann in PublikForum 14/2020